Zweite Violine

Im September 1991 verbrachte ich schöne Tage im süd­italienischen Städtchen Trani, wo Freunde an einem Meisterkurs des großen alten Geigers Denes Zsigmondy teilnahmen. Dort lernte ich an den lauen Abenden nach den anstrengenden Tagen einen jungen Musiker kennen, den ich seitdem zu meinen besten Freunden zählen darf: Carsten Neumann, der nun das Probespiel um den Stimmführer der zweiten Violinen unseres Orchesters für sich entschieden hat. Es ist daher eine große Freude für mich, mit ihm, wie schon so oft, gemütlich zu plaudern!

Mein Freund Carsten wurde 1967 in Köln in ein musi­kalisches Elternhaus geboren, seine Mutter war auch Tänzerin. Im Alter von 5 Jahren begann er Geige zu spielen und sein Berufswunsch stand seit damals fest. Nach der Übersiedlung der Familie nach Essen studierte er an der Folkwangschule, dann ein Jahr in Köln bei Igor Ozim, übersiedelte 1986 nach Salzburg, wo seine Lehrer Helmut Zehetmair und, bestimmend, Ruggiero Ricci waren. 1992 absolvierte er mit Auszeichnung, besuchte Meisterkurse von Ivry Gitlis und Jury Klimov, im folgenden Jahr begann seine Tätigkeit bei der Camerata Academica, wo ihn neben Sandor Vegh besonders Trevor Pinnock als Dirigent fas­zinierte, ein Mann, dem er jetzt mit dem Mozarteum Orchester freudig wiederbegegnen kann. Im Falle von Pierre Boulez wird dies wohl nicht so bald der Fall sein -aber, wer weiß?

Carsten Neumann spielt sehr gerne Kammermusik, mit seiner als Korrepetitorin am Mozarteun1 tätigen Lebensge­fährtin Noriko, in verschiedenen Streichquartetten und in einem Duo mit Gitarre, dessen erste CD mit Musik von Paganini, Sarasate, Piazzolla und Händel im Winter er­scheinen wird. Seine Vorbilder sind die großen Geiger der Vergangenheit, besonders Fritz Kreisler, Jascha Heifetz und Nathan Milstein sowie sein verehrter Lehrer Ricci, von dessen Aufnahmen er eine bedeutende Sammlung besitzt.

Eine große Liebe Carstens gilt der Musik der komponie­renden Violinvirtuosen wie Paganini oder Wieniawski, ganz allgemein schätzt er, wie ich, Komponisten, die immer noch unterschätzt und fälschlich in die zweite Reihe gestellt werden: Tschaikowski, Puccini, Rachmanninoff, die britischen Meister, besonders Benjamin Britten. Seine Neugier auf Neues und Unbekanntes ist groß und auch den absoluten Lieblingskomponisten haben wir gemeinsam – Franz Schubert!

Im Mozarteum Orchester, wo er sich auf Anhieb wohl fühlt, findet er die Arbeit in einer großen Besetzung wie bei Bruckner unter Hubert Soudant ebenso inspirierend wie die Möglichkeiten kleinerer Besetzungen, die den einzelnen Musiker noch mehr fordern. Er freut sich auf die kom­menden Herbst dominierende italienische Oper und auch auf die Operette, wenn sie gut gemacht ist.

Über seine Hobbies könnte ich natürlich viel mehr er­zählen, als der Platz erlaubt. Er kocht sehr gerne mit seiner lieben Noriko. Außerdem liest er sehr gerne große Literatur, etwa Charles Dickens, pflegt seine Platten­sammlung, wobei ihm gute alte LP’s immer noch lieber sind als manch allzu gestylte CD. Auch genussvollem Reisen kann er viele schöne Seiten abgewinnen.

Wir freuen uns also gemeinsam auf viel schöne Musik und auf alles andere, was zu einem bewußten und kultivierten Leben dazugehört!

Stand:

1998
Fr
13. Mai
2022
19:30
Orchesterhaus, Ferstl Saal
  • 15 % Rabatt
  • Kostenlose Programmhefte

::

Heimspiel 8 | Die Kunst der Missinterpretation

Vivaldis Vier Jahreszeiten entrümpelt

Marianne Riehle, Alexander Hohenthal, Carsten Neumann, Sophia Herbig und Reinhard Goebel
Fr, 13. Mai 2022 |
19:30 Uhr
Orchesterhaus, Ferstl Saal

::

Heimspiel 8 | Die Kunst der Missinterpretation

Vivaldis Vier Jahreszeiten entrümpelt

Marianne Riehle, Alexander Hohenthal, Carsten Neumann, Sophia Herbig und Reinhard Goebel