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Peter Branner im Gespräch mit Christoph Astner
Die im unteren Inntal am Rofangebirge gelegene Gemeinde Münster wird neben dem Komponisten Matthäus Nagiller (1815–1874) vielleicht bald einen weiteren Musiker als Sohn in ihre Chronik aufnehmen können. 1983 geboren, zwar im Krankenhaus in Rum, fühlt sich Christoph Astner doch als echter Münsteraner.
Wann kamen Sie mit Musik in Berührung?
Bei uns ist die ganze Familie musikalisch. Die Mutter, eine Lehrerin, spielt Gitarre. Der Vater, erster Tenorist bei der Blasmusik, spielt Tenorhorn, Tuba und Posaune. Ich selber kam eigentlich relativ spät dazu. Mit 12 oder 13 Jahren wurde ich gezwungen, Klavier zu lernen. Für die ältere Schwester wurde nämlich ein Keyboard angeschafft und diese Möglichkeit sollte auch ich „nützen“. Mein Vater, der selbst gerne Berufsmusiker geworden wäre, zeigte für meine ablehnende Haltung Verständnis und schlug mir die Posaune vor. Das hat gleich gut funktioniert. Ich war damals gerade 15 Jahre alt und erhielt den ersten Unterricht vom Kapellmeister der örtlichen Blasmusikkapelle.
War das der Beginn der Musikerlaufbahn?
Noch nicht, denn meine Mutter als Pädagogin meinte, ich müsse „etwas Gescheites“ lernen. So wurde ich in die HTL Jenbach geschickt und musste mich mit Maschinenbau und Gebäudetechnik befassen. Dann hätte ich den väterlichen Betrieb als Elektriker und Kältetechniker übernehmen sollen. Nach der Matura ging es zur Militärmusik. Während dieser Zeit lernte ich einen Lehrer kennen, der an der Universität Mozarteum unterrichtete. Es wurde mir schnell klar, dass ich den Musikerberuf ausüben möchte. Für die Aufnahmeprüfung benötigte ich das Klavier und habe deshalb den Unter-richt wieder aufgenommen. Mit 20 Jahren kam ich zu Prof. Norbert Salvenmoser ans Mozarteum.
Wie hat Ihr Studium ausgesehen?
Insofern war ich ein besonderer Fall, als ich schon relativ alt war und vorher keinen professionellen Lehrer gehabt hatte. Am Anfang ging es zunächst nur um die Grundlagen, d.h. sehr viel üben. Nebenbei galt es, die Fächer Gehörbildung, Musiktheorie und Musikgeschichte zu absolvieren. Da die Aussichten für eine Stelle in einem Orchester auch damals schon nicht gerade rosig waren, habe ich auch Instrumental und Gesangspädagogik studiert.
Haben Sie diese Richtung dann ausgeübt?
Von 2008 bis 2012 unterrichtete ich im Tiroler Musikschulwerk. Für mich war aber immer klar, dass ich einen Platz in einem Orchester möchte. Ich wandte mich an den aus der Schweiz stammenden Ausnahme-Professor Dany Bonvin, der seinerzeit mit 17 Jahren unter Celibidache bei den Münchner Philharmonikern als Soloposaunist engagiert worden war. Ihm verdanke ich alles. Er hat mir gezeigt, worauf es ankommt und hat mir auch das nötige Selbstvertrauen vermittelt. Seine menschliche Art ist einfach großartig. Er hat mich auf Wettbewerbe geschickt und auf Probespiele vorbereitet.
Welche Stelle haben Sie beim MOS inne?
Ich bin Wechselposaunist. Das bedeutet, ich spiele zweite Posaune und Bassposaune.
Gab es davor auch schon Stellen in Orchestern?
Meine erste Stelle war eine Saison als Bassposaunist beim Tiroler Symphonieorchester. Danach erhielt ich eine fixe Stelle als Wechselposaunist beim Sinfonieorchester Wuppertal.
Wie ist es Ihnen im Norden ergangen?
Am Anfang war es für mich nicht leicht, aber ich muss sagen, dass ich von den Kollegen sehr freundlich aufgenommen wurde.
Wie war es künstlerisch?
Es war durchaus interessant, weil es ein junges, engagiertes Ensemble ist. Das berühmte Pina Bausch-Tanztheater ist auch dort beheimatet.
Sie hatten in Innsbruck sehr viele Dienste in der Oper. Sind da Posaunisten nicht gesundheitlich gefährdet und müssen Sie eine spezielle Lippenpflege machen?
Ich persönlich mache nichts, aber ich kenne Kollegen, die sehr viel schmieren. Die Gefahr des „Überblasens“ gibt es, hat aber meist neben den physischen auch psychische Ursachen. Auch körperliche Beschwerden können auftreten, die durch die einseitige Haltung entstehen.
Gibt es bei Posaunen Unterschiede in der Bauweise?
Es gibt die deutsche und die amerikanische Bauweise. Im Prinzip schauen die Instrumente äußerlich fast gleich aus. Sie unterscheiden sich nur dadurch, dass die amerikanische einen zylindrischen Zug hat, aus gezogenem Rohrmaterial und eher aus mittleren bis dicken Wandstärken besteht. Die deutsche Posaune hat einen konischen Zug und genahtete Rohre mit dünneren Wandstärken. Sie besitzt dadurch einen dunkleren Klang. Auch ist sie unflexibler, nicht so direkt, trägt aber mehr vom Klang her. Die Posaunisten z. B. in Berlin, Leipzig, Dresden oder Wuppertal spielen deutsche Posaunen.
Ist die deutsche Posaune somit schöner im Klang?
Das möchte ich nicht sagen, es ist Geschmacksache und muss zur Spielart des Orchesters passen. Ich persönlich spiele lieber auf einem Instrument mit amerikanischer Bauweise. Ab dem süddeutschen und im österreichischen Raum wird meist auf amerikanischen Posaunen gespielt. Mittlerweile versuchen einige Instrumentenbauer die beiden Formen zu kombinieren und viele Posaunisten experimentieren sehr stark damit.
Können Sie alle Arten spielen?
Grundsätzlich schon, allerdings muss man sich daran gewöhnen und jeweils darauf einstellen.
Aber Sie verwenden doch dasselbe Mundstück?
Dennoch ist die Spielweise anders. Sie hängt von vielen Faktoren ab: Ansprache, Luftführung, Widerstand uvam. Darum ist es von Vorteil, wenn in einer Posaunengruppe Instrumente derselben Bauart gespielt werden. Es ist schwieriger mit verschiedenen Bauweisen eine gute Balance in der Gruppe zu erreichen.
Warum haben Sie sich für das MOS interessiert?
Die Stelle in Salzburg war mein Traum. Wieder in der Nähe von meinen geliebten Bergen und nicht weit weg von daheim zu sein.
Welche Stücke mussten Sie bei Ihrem Probespiel spielen?
In der ersten Runde war es ein Konzert von Ferdinand David (Anm.: 1810 –1873) für Tenorposaune. In der zweiten das Tubakonzert von Alexei Konstantinowitsch Lebedew (Anm.: 1924 – 1993) für Bassposaune. In der dritten Runde war dann das Tuba mirum aus dem Mozart-Requiem an der Reihe. Außerdem noch Stellen aus Rossinis Wilhelm Tell und Also sprach Zarathustra von Richard Strauss.
Gratulation, dass Sie die Stelle erhalten haben und weiterhin viel Erfolg und Freude an Ihrem Beruf.
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