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Peter Branner im Gespräch mit Christoph Zimper
Seit September 2012 bekleidet der 1986 geborene Christoph Zimper die Stelle eines Soloklarinettisten im Orchester. Der Vater war und ein Bruder ist Zeitungsverleger, der andere Bruder Universitätsprofessor in Zürich, die Schwester Juristin, Yogalehrerin und moderiert Musiksendungen im Sender Österreich 1.
Ihre Familie scheint aus Mitgliedern mit großem Tatendrang zu bestehen. Woher kommen Sie?
Meine Familie stammt aus dem südlichen Niederösterreich, aus der Gemeinde Markt Piesting im Bezirk Wiener Neustadt. Musik war in meiner erfolgsorientierten Familie kein großes Thema, aber musikliebend waren meine Eltern schon. Obwohl sie mein Studium sehr gefördert haben, galt doch die Devise: „Musik ist gut und schön, aber nicht als Beruf. Das ist nichts Handfestes“.
Haben Sie etwas „Handfestes“ gelernt oder haben Sie den Begriff auf die Klarinette bezogen?
So ist es, denn nach dem Landeswettbewerb „Prima la musica“, den ich österreichweit gewonnen habe, gab mein Vater seine Zustimmung mit dem Beisatz: „Du kannst ganz unten sein und du kannst oben sein, aber sei niemals mittelmäßig.“ Diesen Satz habe ich wirklich verinnerlicht und er ist seither mein Begleiter. Leider hat mein Vater meine weitere Entwicklung nicht mehr miterlebt, denn er ist 2008 verstorben. Ursprünglich wollte ich Jazzsaxophon studieren, weil ich immer auswendig gespielt und improvisiert habe. Mein Lehrer meinte jedoch, es wäre besser, vorher das Spiel auf der Klarinette zu erlernen. Dann bin ich bei diesem Instrument hängen geblieben und jetzt bin ich froh darüber.
Ab wann und wo haben sie studiert?
2005 begann ich an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien bei Prof. Johann Hindler, einem Wiener Philharmoniker, zu studieren. Ihm habe ich eigentlich alles zu verdanken. Im vergangenen Juni habe ich den Magister erworben und im Oktober als Lehrbeauftragter in seiner Klasse begonnen.
Wie war der Titel Ihrer Magisterarbeit?
Der Titel lautete „Die Auswirkungen einer autodidaktischen Eigenkomposition auf den interpretatorischen Zugang anhand eines persönlichen Beispiels“. Praktisch heißt das, ich habe eine Sonatine für Klarinette und Klavier komponiert, obwohl ich Komposition nicht gelernt habe, und dann beobachtet, wie sich die Komposition auf mich als Klarinettisten auswirkt.
Wie war die Wirkung?
Als Einstieg habe ich die Noten betrachtet, die schienen sehr schwer und ich begann zu üben – ein Crescendo hier, ein Decrescendo dort, aber das führt zu nichts. Es geht viel mehr darum, den Charakter eines Werkes zu erfassen und das Stück in seinem Innersten zu treffen. Dabei habe ich als Interpret alle Freiheiten und Möglichkeiten für meine persönliche Sichtweise. Dadurch wird der Beruf unheimlich spannend.
Das führt zur Frage, ob die Auffassung des einzelnen Musikers mit den Intentionen des Dirigenten übereinstimmt bzw. übereinstimmen muss?
Ich habe schon mehrmals erlebt, dass mir Vorschläge vom Dirigenten vorerst gegen den Strich gegangen sind. Nachträglich habe ich des Öfteren erkennen müssen, dass er mit seiner Sichtweise durchaus recht hatte. Es gibt eben in der Musik mehrere Wahrheiten. Das macht den Beruf lebendig. Wenn wir unsere Aufgabe in der Klassik nicht richtig machen, sind wir ein verstaubtes Museum historischer Klänge. Wir sind verpflichtet, das uns anvertraute wertvolle Gut, das uns Komponisten hinterlassen haben, immer wieder neu zu beleben. Ansonsten sind wir vom Aussterben bedroht.
Haben Sie Vorbilder?
Es sind Interpreten, die mein Spiel nach wie vor sehr beeinflussen. Dazu gehört der Tenor Fritz Wunderlich. Wenn ich eine Aufnahme von ihm höre, habe ich das Gefühl eingespielt zu sein. Auch Ella Fitzgerald und auf einer anderen Ebene Michael Jackson. Alles Interpreten, bei denen etwas passiert, wo es einfach nur aus ihnen herausfließt. Von den Dirigenten möchte ich Valerie Gergiev nennen, den ich während meiner Tätigkeit bei den Münchner Philharmonikern erl eben durfte. Der Mann entfesselte ein Feuerwerk, das ich nie vergessen werde. Auch Zubin Mehta, Lorin Maazel, Pierre Boulez und Ivan Fischer haben mich sehr beeindruckt.
Kommen wir noch auf die Stationen Ihrer Karriere zu sprechen? Kann ich davon ausgehen, dass Sie schon während des Studiums viel substituiert haben?
Ja, unter anderem bei den Wiener Philharmonikern, in den Orchestern der Wiener Staats- und Volksoper sowie im Orchester der Bayerischen Staatsoper. Während des Studiums war ich ein Jahr lang Mitglied der Akademie der Münchner Philharmoniker. In diese Zeit fällt das Probespiel beim Mozarteumorchester Salzburg, das ich gewonnen habe.
Was haben Sie aus Ihrer Zeit in München mitgenommen?
Viele unvergessliche Konzerte und eine für mich neue, andere Art und Weise des Orchesterspielens. Geht es in Wien mehr darum, einen Gesamtklang zu schaffen, so ging es in München um die Frage, wie ich meinen persönlichen Klang in den Saal bringe. Jede Auffassung hat ihre Vor- und Nachteile.
Spielen Sie auch in anderen Formationen?
Kammermusik ist meine besondere Leidenschaft. Ich habe das Ensemble „Wiener Klangkommune“ gegründet, das aus jungen Musikern besteht, die alle enge Freunde von mir sind und in verschiedenen Orchestern als Streicher und Bläser engagiert sind. Dann spiele ich noch im Ensemble „Philklang“, das aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker besteht, mich ausgenommen.
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