Mit Allemannischem Fleiss auf dem Weg

Peter Branner im Gespräch mit Dominik Neunteufel

Gerne erinnern wir uns an den unvergesslichen Martin Bürgschwendtner, dessen früher Tod nicht nur eine Lücke in viele menschliche Beziehungen gerissen hat, sondern auch einen wesentlichen Platz in den Reihen der Kontrabassisten verwaist zurück ließ. Dieser Platz ist nun wieder besetzt mit dem 30-jährigen Dominik Neunteufel. Ihn gilt es heute vorzustellen.

Bei der Vorbereitung auf unser Gespräch ist mir aufge-fallen, dass Ihr Name im Internet hauptsächlich in Zusammenhang mit Jazz auftaucht. Da ist zu lesen vom Sideman und zahlreichen Projekten mit berühmten Größen der Jazzszene, wie dem Jazzpianisten Peter Madsen, der Sie in die New Yorker Jazztradition eingeführt hat.

Peter Madsen, der unter anderem eine Verbindung zu Stan Getz hatte, ist für mich ein Glücksfall, denn er hat nicht nur einen Wohnsitz in New York, sondern auch in Vorarlberg. Auch als Bandleader bestritt ich, beispielsweise mit meinem Quartett, viele Konzerte.

Dann ist von einer Verbindung zu Marianne Mendt zu lesen.

Marianne und ich haben einst zusammen gearbeitet. Das betrifft mein Spiel auf dem Electric Bass. Ich habe bei ihrem Jazzwettbewerb vorgespielt und wurde dann zu ihrem Jazz-festival in St.Pölten eingeladen, einen Solo Auftritt zu spielen, wofür ich auch die Musik arrangierte. Sie hat mich später öfter in ihre Radiosendung eingeladen. Da ich aber nicht nur auf der Jazz-, sondern auch auf der Klassikschiene tätig war, bekam ich allmählich zeitliche Probleme. Das Üben am Instrument war mir jedoch wichtig. Besonders zu diesem Zeitpunkt. Deshalb verlegte ich meinen Wohnsitz von Vorarlberg nach Wien und begann ein weiteres Studium. Zudem bin ich weniger aufgetreten. So hatte ich wieder viel mehr Zeit, um mich mit dem Instrument ausein-anderzusetzen.

Wann haben Sie mit dem Kontrabass begonnen?

Da war ich neun Jahre alt.

Ist das Instrument nicht viel zu groß für einen 9-Jährigen?

In der Musikschule in Bregenz, wo ich begann, hatten sie kleinere Kontrabässe angeschafft.

Haben Sie keine anderen Instrumente in Betracht gezogen?

Mir hat von Anfang an der Klang so gut gefallen.

Gibt es in Ihrer Familie eine musikalische Ader?

Meine Mutter ist eine Musikliebhaberin. Sie arbeitet im Buchhandel, dadurch hatte ich schon sehr früh Zugang zu Literatur, sei es zu musikalischer, aber auch zu Sachbüchern und Romanen. Mein Vater stammt aus Wien und ist Pianist und Komponist. Er unterrichtet außerdem einige pädagogische Fächer am Landeskonservatorium in Feldkirch.

Wie verlief ihre musikalische Ausbildung?

Nach der Musikschule in Bregenz kam ich ans Musikgymnasium Feldkirch, das fünf statt vier Jahre dauert. Es ist so konzipiert, dass am Vormittag Unterricht ist, die Nachmittage und der Samstag aber frei sind fürs Üben und für musikalische Pro-jekte. Ein Vorteil ist ferner, dass der Instrumentalunterricht, damals bei Francisco Obieta, bereits am Landeskonservato-rium stattfindet. Dadurch befindet man sich schon im Uni-Bereich und kann nach Belieben Vorlesungen besuchen.

Gab es für Sie den berühmten Moment, wo es klar war, dass Sie Musiker werden?

Den gab es bei mir nicht. Ich bin ganz einfach in den Beruf hineingeschlittert, weil ich schon sehr viele Anfragen hatte und sehr oft aufgetreten bin. Das heißt, Sie haben andere Berufe gar nicht in Erwä-gung gezogen? Doch, denn ich habe in meiner Jugend leidenschaftlich Fuß-ball gespielt, aber die Musik hat doch gesiegt. Auch eine Tätigkeit als Jurist, Arzt oder im Finanzbereich war für mich vorstellbar.

Sie haben in Vorarlberg mit Diplom abgeschlossen. Wie ging es weiter?

Von Feldkirch übersiedelte ich nach Wien und habe dort in den Fächern für Solo- und Orchestertätigkeit studiert.

Wer waren Ihre Lehrer?

Das waren für ein Jahr Ernst Weissensteiner, ein Wiener Symphoniker und Herbert Mayr von den Wiener Philharmonikern. Da beide weggingen, um andere Aufgaben zu übernehmen, absolvierte ich die restliche Zeit bei Jan Georg Leser, auch er ein Wiener Philharmoniker. Das Master-Studium habe ich mit Auszeichnung abgeschlossen. Dann ergab sich die Gelegenheit zum Probespiel für das Orchester in der Wiener Staatsoper. Um diese Chance zu nützen, musste ich viel an meinem Spiel arbeiten. Dafür habe ich das Probespiel gewonnen.

Sie waren also auf dem besten Weg zum Wiener Philharmoniker?

Das ist richtig, denn von den Diensten gab es keinen Unter-schied für diese Doppelbelastung in der Oper und bei den Philharmonikern. Lediglich dem Verein habe ich noch nicht angehört.

Sie haben das Orchester wieder verlassen. Warum hat es dann doch nicht geklappt? Haben Sie vielleicht zu viel geübt?

Mag sein, denn die zwischenmenschliche Atmosphäre hat nicht gestimmt. Zuerst war man im Orchester sehr erfreut, einen hervorragenden Musiker bekommen zu haben, doch entstanden sehr bald unerfreuliche Spannungen, die für mich jedoch inzwischen der Vergangenheit angehören.

War das der Grund, dass Sie sich zu einem Probespiel in Salzburg gemeldet haben?

Zum Teil. Dieses Probespiel beim Mozarteumorchester habe ich jedenfalls auch gewonnen. Jetzt ist die Doppelbelastung weg und es bleibt wieder mehr Zeit für das Kammermusikspiel und andere Projekte wie in Krumbach im Bregenzer Wald, wo ich mit einem Ensemble ein kleines Festival bestreite. Weiters coache ich die Bass- und Cellogruppe in einem Jugendorchester, der Quarta, ein 4-Länder-Jugendorchester aus dem Bodenseeraum.

Haben Sie auch in anderen Orchestern gespielt?

Ja, im Gustav Mahler Jugendorchester, im Kammerorchester Basel, im Symphonieorchester Vorarlberg und im Festival Orchester Stuttgart mit Helmuth Rilling. Das war ein ganz besonderes Unterfangen, ähnlich dem Gustav Mahler Jugendorchester, denn die Dozenten waren einen Monat unterwegs, nur um Probespiele abzuhalten. Letztendlich bestand das Orchester aus 120 Personen aus 80 Ländern. Aus 100 Bassisten war ich einer von acht. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Später in Wien kamen noch Engagements bei den Tonkünstlern Niederösterreich und den Wiener Symphonikern dazu, zuletzt auch im Concentus Musicus Wien.

Gibt es noch etwas in Richtung Jazz?

Sicher hatte ich auch eine tolle Jazz-Laufbahn. Aber mein musikalisches Schaffen im Jazz hat nicht wirklich etwas zu tun mit dem in der Klassik. Außer man kategorisiert nicht und betrachtet das Gesamte als Musik. Dann zeigt es wohl, dass ich über eine ausgeprägte Stilsicherheit verfüge.

Stand:

2017