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Peter Branner im Gespräch mit Gabriel Stiehler
Im Internet findet sich auf hornline.at folgender Eintrag, hier auszugsweise wiedergegeben:
„Probespiel für 3./1. Horn im Mozarteumorchester Salzburg 31.10.2014
39 KandidatInnen sind zum Probespiel erschienen:
1. Runde: 39 Kandidaten: Mozart und 6. Beethoven
2. Runde: 8 Kandidaten: Strauss und Mozart
3. Runde: 4 Kandidaten: Strauss (Ein Heldenleben), Tschaikowsky 5., Mozart: Cosi fan tutte, g-moll
4. Runde: 2 Kandidaten: Siegfried-Ruf, Fidelio-Arie
Gabriel Stiehler gewinnt das Probespiel für 3./1. Horn.
Die Hornline gratuliert herzlich und wünscht viel Freude und Erfolg mit der neuen Aufgabe. Wir schließen uns dem Forum der Hornisten an und zusätzlich freuen wir uns, dass Gabriel Stiehler nun auch das Probejahr erfolgreich hinter sich gebracht hat. Er ist somit fix in der Horngruppe etabliert, die in letzter Zeit durch Abgänge einige Veränderungen erlebt hat. Ein Probespiel ist von vornherein eine große Nervenanspannung. Wenn dann vier statt der üblichen drei Runden stattfinden, frage ich mich, wie man das mit diesem Instrument übersteht.
Das war schon ein Kraftakt, denn ich war damals in der Orchesterakademie des Bayerischen Staatsorchesters in München und musste am Abend zum Dienst zu B. A. Zimmermanns Soldaten unter Kirill Petrenko. Da diese Produktion eine Fixbesetzung war, hätte niemand für mich einspringen können. Nach der dritten Runde hatte ich schon alles gepackt und plötzlich hieß es, dass noch eine vierte stattfindet.
Was heißt 3./1. Horn?
Bei den Hörnern ist die Stimmpaarung der Spieler abwechselnd hoch/tief/hoch/tief aufgeteilt. Ich bin stellvertretender Solohornist, d.h. ich spiele 3. oder 1. Horn und wechsle meine Position je nach Bedarf.
Sie sind ein gebürtiger Bayer. Stammen Sie auch aus einem musischen Elternhaus?
Ja, ich bin in Starnberg geboren und bei München aufgewachsen, aber meine Eltern kommen aus Sachsen – der Vater aus Leipzig und die Mutter aus Dresden. Mein Großvater war Konzertmeister am Gewandhaus in Leipzig und hatte auch eine Professur in München. Damals konnte er mit seiner Familie noch offiziell eine Ausreisegenehmigung bekommen. Meine Eltern sind beide Geiger.
Wie kamen Sie da zum Horn?
(Lacht) Damit mir keiner „reinredet“. Mein Vater war ebenfalls Konzertmeister am Gärtnerplatz-Theater in München. Als Sergiu Celibidache bei den Münchner Philharmonikern Chef war, holte er ihn als stellvertretenden Konzertmeister. Mein Onkel war Solocellist bei den Münchner Philharmonikern und die Mutter ist 1. Geigerin im Bayerischen Staatsorchester. Bei uns wurde immer Hausmusik gemacht. Es gibt Fotos, wo ich als Kind mit Geige oder Cello dasitze und probiere. Aber irgendwie hat es mir nicht gepasst, dass Mama und Papa mir immer Anweisungen gaben. Der damalige Tubist an der Oper und Kollege meiner Mutter hatte in unserem Ort ein Blechblasinstrumentengeschäft. Meine Eltern gingen mit mir als Siebenjährigem dort hin und ich durfte alles durchprobieren. Das Horn ist es dann geworden.
Welche Lehrer hatten Sie?
Anfangs war ich bei Manfred Giosele, der in diesem Laden gearbeitet und auch unterrichtet hat. Dann hatte ich Unter-richt bei Johannes Dengler und Franz Draxinger. Beide sind führende Hornisten an der Bayerischen Staatsoper.
Sie waren demnach schon bald sehr zielstrebig.
Nicht immer. Ich hatte Phasen, wo ich nichts geübt habe und mir ins Gewissen geredet werden musste. Erst für mein Abitur mit Leistungskurs Musik nahm ich mein Horn wieder richtig in die Hand. Plötzlich machte mir das Hornspiel Freude, vor allem dank Franz Draxinger. Nach dem Abitur absolvierte ich die Aufnahmeprüfung. In der Folge gewann ich das Probespiel für die Orchesterakademie der Bayerischen Staatsoper. Zeitgleich mit Petrenko durfte ich dort beginnen. Ein schöner Einstieg.
Kirill Petrenko wird demnächst Chef der Berliner Philharmoniker. Was ist das Besondere an ihm?
Er ist ein beeindruckender Perfektionist. Er probt so konzentriert und intensiv bis zur letzten Minute, dass man manchmal nicht mehr aufnahmefähig war. So erlebte ich es zumindest. Ein Perfektionist, der ein so geschultes Gehör hat und selbst aus einem Stimmendickicht wie bei den Soldaten noch die falschen Töne und Rhythmen heraushört.
Wären Sie gerne dort geblieben?
Klar. Aber es war keine passende Stelle frei. Außerdem glaube ich, dass man als Akademist erst einmal etwas Neues kennenlernen und Erfahrungen sammeln sollte, auch, um von der Rolle des Schülers zum Kollegen zu finden.
Die Stelle beim MOS ist ihre erste. Seit wann fix?
Seit Juli 2016.
Wie geht es Ihnen in einem Kollektiv, in dem Unterordnung verlangt wird?
(Zögert) Eine gute Frage. Ich glaube, ich habe keine Scheu, mich mit einem Dirigenten auf eine fachliche Diskussion einzulassen, wenn dieser in Unkenntnis der Möglichkeiten meines Instrumentes Dinge verlangen würde, die nicht zu realisieren sind. Ich habe ab und zu solche Dirigenten mit wenig Kenntnis von den einzelnen Instrumenten erlebt, vielleicht weil sie vom Klavier her kommen. Da muss man dann ein-fach sachlich darüber reden.
Wie schaut für Sie der ideale Dirigent aus?
Das ist jemand, der so agiert wie ein Orchestermusiker. Minasi kommt dem schon sehr nahe, einerseits weil er selber spielt – auch mitspielt – und andererseits so dirigiert und Einsätze gibt, dass niemand auf der Strecke bleibt. Es gibt viele Dirigenten, die dirigieren, ohne „mit der Musik“ zu atmen. Gerade für Bläser ist das sehr unangenehm. Minasi z.B. hat bei den Einsätzen so geatmet, dass eine Erklärung oft überflüssig war und man einfach spielen konnte.
Müssen Sie beim Mozarteumorchester auch Naturhorn spielen?
Müssen nicht, aber es ist erwünscht und ich spiele es sehr gerne. Außerdem gibt es einem die Möglichkeit, noch ganz andere Klangfarben zu finden.
Ein Naturhorn wird ja anders gespielt.
Durch die einfachere Bauart ohne Umschaltventile ist die Treffsicherheit geringer und man kann sich leichter blamieren, wenn man es nicht richtig beherrscht.
Vielleicht eine banale Frage, aber wie gelingt es Ihnen, wenn Sie bei bestimmten Stücken viel auf den Dirigenten blicken müssen, die richtige Stelle in den Noten wieder zu finden?
Bei mir ist das so, dass ich relativ schnell die Noten auswendig kann, sie im Kopf „lese“ und nur ab und zu zur Orientierung in die Noten schaue.
Unterrichten Sie schon?
Noch nicht. Ich möchte selbst noch mehr Erfahrung sammeln und Tricks lernen, bevor ich etwas weiter gebe.
Spielen Sie auch in anderen Ensembles?
Im Münchner Kammerorchester und in der Camerata Salzburg spiele ich sehr gerne. Meine Familie spielt immer wieder Kammerkonzerte, z.B. bei der Konzertreihe „Pöckinger Serenade“. Da spiele ich auch oft mit.
Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Mit Dirigenten zu spielen, die meinem Ideal so nahe wie möglich kommen, egal wo und in welchem Orchester. Außerdem finde ich es sehr wichtig, dass der Geist in der Gruppe und die Kommunikation stimmen. Das erleichtert für mich das Spielen und Musizieren in einem Orchester oder einem Ensemble ungemein. Wenn ich in den Dienst gehe, möchte ich nicht nur richtige Noten spielen und Geld verdienen, sondern vor allem Freude am Spielen haben. Ich versuche, mir im Dienst das Leben nie selber schwer zu machen, indem ich mich mit Unlust an mein Pult setze. Darum ist es für mich in unserem Orchester, wo so viel Spielfreude herrscht, so schön.
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