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Peter Branner im Gespräch mit Katharina Teufel und Doris Rehm
Was auf den ersten Blick wie die Zahlen eines Glücksspiels erscheinen mag, hat tatsächlich mit Spiel und Glück zu tun. Sie überragt mit ihrem schönen Kopf und ihrem Hals fast alle im Orchester. Sie hat einen langen Stammbaum und wenn auf ihr gespielt wird, bedeutet es meist Glück: Die Harfe. Folgen Sie dem Interview mit Katharina Teufel und Doris Rehm, zwei Meisterinnen ihres Faches, und das Zahlenrätsel wird sich lösen.
Ein ahnungsloser Konzertbesucher könnte meinen, eine Harfenistin im Mozarteumorchester Salzburg habe nicht viel zu tun. Immerhin hat Mozart für dieses Instrument nur sehr wenig geschrieben. Und jetzt sitze ich gleich zwei Damen gegenüber.
Katharina Teufel: Der optische Eindruck mag täuschen, aber es gibt genügend Betätigungsfelder für uns.
Doris Rehm: zum Beispiel im Landestheater. Und dass wir zu zweit sind, das hat organisatorische Gründe. Verglichen mit einer Flöte ist ja eine Harfe nicht gerade ein handliches Instrument.
Wie kommt man zu diesem Instrument?
Doris Rehm: Mein Vater wollte in seiner Volksmusikgruppe eine Harfe haben. Und da eine Harfenlehrerin gerade am Salzburger Musikschulwerk begonnen hatte, ergab es sich, dass ich mit meinen sieben Jahren anfing. Damals wusste ich nicht ein-mal, wie das Instrument aussieht.
Katharina Teufel: Ich stamme auch aus einer musikalischen Familie und bin mit fünf Geschwistern in der Nähe von Linz aufgewachsen. Begonnen habe ich mit der Geige, was mich aber nicht sehr interessiert hat, vor allem, weil meine Schwester schon viel besser auf dem Instrument war. Die Harfe aber war’s dann.
Muss man sein Instrument jedes Mal zum Unterricht mit schleppen?
Katharina Teufel: Nein, in der Musikschule gibt es Instrumente, auf denen man lernt. Eigentlich ist es wie beim Klavierunterricht, man lernt auf unterschiedlichen Instrumenten zu spielen.
Wo haben Sie studiert und wann kamen Sie ins MOS?
Katharina Teufel: Schon während meiner Zeit am Linzer Musikgymnasium habe ich am Mozarteum zu studieren begonnen. Abgeschlossen habe ich mein Konzertfachstudium 1995 bei Prof. Witsenburg. Doch schon vorher hatte ich Gelegenheit, als Substitutin in lokalen Orchestern – auch im Bruckner Orchester – zu spielen. Und da war es für mich klar, dass dies mein Beruf werden wird. Seit 1996 bin ich beim MOS.
Doris Rehm: Ich habe an der Musikhochschule München und am Mozarteum Salzburg – auch bei Prof. Witsenburg – studiert. In dieser Zeit begann ich, im MOS auszuhelfen, seit 1996 spiele ich dort ständig.
Sie spielen auf einer Konzertharfe. Welche Harfen gibt es denn bei uns?
Doris Rehm: Das beginnt mit der Irischen Harfe, dann gibt es die Volksharfe, die hier sehr verbreitet ist. Die hat dann sieben Pedale, die man jeweils um eine Stufe verstellen kann. Die Konzertharfe hat Doppelpedale und jedes Pedal kann ich zweimal betätigen. Jedes Pedal verändert den Ton und so kann ich c, ces und cis einstellen.
Wie schwer ist so ein Instrument?
Doris Rehm: Ca. 40 kg. Inzwischen gibt es Vorrichtungen auf Transport-wägen, mit denen die Beförderung leichter möglich ist. Eine Harfe alleine zu tragen ist schon sehr schwierig.
Streicher verwenden bei der historischen Aufführungs praxis Darmsaiten. Gibt es das auch bei einer Harfe?
Katharina Teufel: Wir spielen sowieso nur auf Darmsaiten. Lediglich die Saiten im Bass sind stahlumsponnen.
Wie viele Saiten besitzt eine Harfe und was bedeuten die verschiedenen Farben?
Doris Rehm: Eine Konzertharfe hat 47 Saiten, viel mehr ginge nicht, da würden die Hände dann nicht mehr reichen. Alle Ces-Saiten sind rot und alle Fes-Saiten blau gefärbt.
Es heißt, die Stimmung einer Harfe hält nur eine Viertel-stunde oder bis jemand die Tür aufmacht?
Katharina Teufel: Da ist etwas dran. Man stimmt vor dem Konzert und in der Pause.
Verlangt das Spiel auf einer Konzertharfe nicht ein großes Koordinationsgefühl für Hände und Füße?
Doris Rehm: Es ist schon sehr heikel und es kann allerhand daneben gehen, z. B. bei manchem Pedalwechsel, den ein Komponist vorschreibt. Die Pedale rasten nämlich ein, man muss oft viele Wechsel in Folge vornehmen, wodurch ein falscher Pedaltritt nicht mehr so leicht zu korrigieren ist. Dabei geht manchmal nicht nur ein einzelner Ton daneben, sondern gleich mehrere. Das bleibt auch einem Laien nicht verborgen.
Können Sie so heikle Stellen nennen?
Katharina Teufel: Beispielsweise gilt das für viele Pedalstellen bei Wagner. Bei ihm gibt es sehr viele unspielbare Stellen. Traditionsgemäß richtet sich diese Stellen jeder für sich ein. Oder nehmen Sie den Blumenwalzer von Tschaikowsky, der so, wie er no -tiert ist, nicht klingen würde. In der Überlieferung hat sich dann eine praktikable Spielart ergeben.
Doris Rehm: Es gibt die Geschichte von dem Harfenisten, der verzwei felt zu Wagner kam, die Unspielbarkeit einer Passage be klagte, wo rauf ihm Wagner erklärte: „Soll ich mich mit der Harfe auch noch auskennen? Sie wissen, was ich meine, machen Sie was draus.“
Gibt es auch Komponisten, die mit der Harfe und ihren Möglichkeiten gut vertraut waren?
Katharina Teufel: Da wäre Mahler zu nennen oder Bartók, a und Puccini, die wir sehr gerne spielen.
Kennt man bei der Harfe auch Fingersätze oder eine Harfen schule wie Leopold Mozart eine für die Violine geschrieben hat?
Katharina Teufel: Harfenschulen gibt es, die sind aber mehr auf die Haltung bezogen und nicht auf Fingersätze.
Doris Rehm: Die Fingersätze ergeben sich meist von selbst und dann gibt es Vorlieben. Katharina hat ganz andere als ich.
Katharina Teufel: Wir versuchen, mit Komponisten, die für Harfe schreiben, zusammen zu arbeiten, damit es spielbar wird. Das Instrument ist für sie doch etwas undurchschaubar. Einmal wegen der vielen Pedale, aber auch was den Tonumfang anlangt und die Spielart betrifft. Oft werden zu viele Töne ge schrie ben oder zu große Griffe verlangt.
Doris Rehm: Wir spielen ja mit vier Fingern je Hand. Wenn dann Fünfton-Passagen dastehen wie bei Wagner, haben wir ein großes Problem. Mir kommt vor, dass die Harfe in anderen Ländern stärker verbreitet ist. TT:: Ja, das ist richtig. Vor allem für Frankreich gitl das. Die Harfe hat in Frankreich eine größere Tradition. Bei uns war die Harfe eher in der Volksmusik verbreitet.
Katharina Teufel: Vor gar nicht so langer Zeit hat es bei uns kaum Harfenlehrer gegeben. Allerdings hat sich das grundlegend geändert.
Darf ich daher annehmen, dass Sie auch unterrichten?
Doris Rehm: Ja, seit 2001 am Musikum, ich habe ca. 20 Schüler in meiner Klasse.
Katharina Teufel: Auch ich unterrichte, allerdings in Mondsee und seit 2009 bin ich Dozentin an der hiesigen Universität für die Fächer Didaktik und Lehrpraxis.
Im Internet habe ich gesehen, dass Ihr Beruf bis in die Familie reicht. Sie sind beide mit Musikern aus verschiedenen Ländern verheiratet und treten auch mit Ihren Männern auf.
Doris Rehm: Zusammen mit meinem Mann, dem Geiger Martin Hebr, bilden wir das Duo Thais. Er stammt aus Prag und spielt seit 1988 im MOS.
Katharina Teufel: Mein Mann kommt aus dem ungarischen Mohács und ist der Klarinettist Gabor Lieli, der Gründer des Holzbläserquintetts Ventus, das im Rahmen der Kammerkonzerte auftreten wird. Wir haben uns während meines Studiums kennen gelernt, geheiratet und inzwischen sechs Kinder.
Gratulation! Da brauchen wir uns um den Musikernachwuchs nicht zu sorgen.
Ihnen beiden danke ich für das Gespräch!
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