Mozarteumorchester Salzburg > Interviews > Riccardo Terzo
Im Mozarteumorchester haben zwei Italiener jeweils die Stelle eines Ersten Fagottisten. Philipp Tutzer, er wurde hier schon vorgestellt, ist der eine. Er stammt aus Südtirol, also dem Norden und der zweite Erste kommt aus Sizilien, genauer aus Palermo. Obwohl er Terzo (Dritter) heißt, ist er bei uns ein Primo (Erster).
In Ihrer Biografie lese ich, dass Sie in zeitlicher Nähe zu Mozarts Geburtstag im Jahr 1990 in Palermo geboren wurden und bereits im Alter von sieben Jahren mit dem Fagottspiel begonnen haben. Ist das Instrument nicht ein bisschen schwer für einen kleinen Buben und warum ausgerechnet Fagott?
Ich stamme aus einer Künstlerfamilie. Mein Vater ist Solo-Fagottist in der Oper in Palermo, meine Mutter Sängerin. Obwohl ich mit fünf Jahren mit dem Klavierspiel begann, begeisterte mich der Klang des Instrumentes meines Vaters. Er hat mich nicht dazu gedrängt, sondern es war mein Wunsch, es zu erlernen. Ich bekam daher ein kleines, kindergerechtes Instrument und begann im Alter von sieben Jahren mit dem Unterricht bei meinem Lehrer Maurizio Barigione. Erst mit 13 Jahren erhielt ich ein normales Fagott. Aber auch das Violoncello hat mich einige Zeit interessiert. Letztlich habe ich mit dem Bachelor-Grad sowohl für Fagott als auch für Klavier abgeschlossen.
Beim Fagott mit Auszeichnung in Livorno! Sie haben sich also immer mehr nach Norden bewegt.
(Lacht) Vom Meer zum Berg. Es ist eine andere Welt hier, ein anderes Wetter, viel Regen und Schnee im Winter. Aber ich bin wegen der Musik hier, genauer wegen meines Lehrers, Marco Postinghel. Der gebürtige Bozener ist Solofagottist beim Symphonie Orchester des Bayerischen Rundfunks. Ich habe ihn bei einem Meisterkurs kennengelernt. Er hat mich ungeheuer beeinflusst und mir ganz neue Seiten des Musizierens eröffnet. In Italien nämlich wird das Fagott in einem dunklen, sehr schönen Klang gespielt. In der berühmten Fagott-Schule in Bozen wird ein virtuoser, ein eleganter und heller Klang vermittelt. Deshalb sitzen italienische Fagottisten auch in allen bedeutenden Orchestern.
Sie studieren also neben Ihrer Orchestertätigkeit hier in Salzburg. Wann werden Sie fertig sein?
Im Oktober will ich mein Master-Studium abschließen.
Über welches Thema haben Sie Ihre schriftliche Arbeit geschrieben?
Das Thema war über die Fagott-Literatur von Vivaldi bis Isang Yun (Anmerkung: ein koreanischer Komponist), die verschiedenen Instrumente vom Dulzian bis zum modernen Fagott und deren Klappensysteme.
Wieviele Instrumente besitzen Sie?
Ein Barockfagott und ein sehr teures modernes Instrument von Heckel. Die Wiesbadener Firma ist nicht erst seit heute der bedeutendste Hersteller.
Spielen Sie auch Kontrafagott?
Nein, das ist ein eigenes Instrument.
In welchen Orchestern haben Sie schon gespielt?
Im Sinfonieorchester von Sizilien, im European Youth Orchestra, dann im Orchester „Teatro alla Scala“ in Mailand. Das waren zwei Produktionen mit Giovanni Antonini, der das Mozarteumorchester auch schon mehrfach dirigiert hat. Heuer im Mai durfte ich bei den Wiener Philharmonikern spielen, worauf ich sehr stolz bin.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich fühle mich in Salzburg sehr wohl. Die freundliche und freundschaftliche Atmosphäre im Orchester, die Arbeitsbedingungen hier sind sehr angenehm. Wo gibt es solche Probenräume? Das findet man ja weder bei den Berliner, noch bei den Wiener Philharmonikern. Ganz zu schweigen von den Bedingungen für Musiker in Palermo, die jeden Monat kämpfen müssen, dass sie ihr Gehalt bekommen. Wen wundert es, wenn dort die Motivation kaputt geht? Salzburg ist eine Stadt der Musik, ein Zentrum, wo die ganze Welt hinsieht, wo sich die Spitzen der Musik treffen.
Was nun meine Pläne für die Zukunft anlangt, möchte ich neben meinem Orchesterdienst eine Karriere als Solist aufbauen, an Wettbewerben teilnehmen und bei Kammermusikprojekten mitwirken. Ich war z. B. bei einem Kammermusikfestival in Zagreb und in Tokio und solistisch hatte ich Auftritte in Italien und Spanien. Nächstes Jahr werde ich Solokonzerte in Sizilien geben.
Welches Repertoire spielen Sie da?
Besonders interessieren mich französische Komponisten wie André Jolivet, Marcel Bitsch, Roger Boutry, Charles Koechlin.
Kommen Sie auch noch zum Klavierspiel?
Wenn ich in Palermo bin, begleite ich meine Mutter am Klavier, wenn sie singt, z.B. aus Puccini-Opern, wie La Bohème, Madama Butterfly oder Tosca. Ich spiele aber auch gerne Chopin. Da tanzt dann meine Schwester dazu. Sie sehen, wir sind eine durch und durch musikalische Familie. Übrigens hat mein Vater letztes Jahr hier beim Silvesterkonzert des Mozarteumorchesters ausgeholfen.
Italiener gelten als Fußballfans. Gehören Sie auch dazu?
Natürlich! Ich bin ein Fan von Juventus Turin. Selber spiele ich als Stürmer. Sport gehört überhaupt zu meinen Hobbies. Ebenso wie das Kochen, das ich bei meiner Mutter gelernt habe. Als großer Fischfreund vermisse ich hier Oktopus, Schwertfisch, Garnelen, Tintenfisch oder eine Pasta von Seeigeln. Wenn man sie überhaupt bekommt, dann sind sie sehr teuer.
Dafür habe ich in Salzburg das Bier entdeckt.
Es gibt so viele verschiedene Sorten. Wunderbar!
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