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Man präsentiert die Seele

Peter Branner im Gespräch mit Rob van der Laar

Preisfrage: Wann spielte im Mozarteumorchester zuletzt ein Holländer? Bei den schätzungsweise 15 Nationen, aus denen unsere Musikerinnen und Musiker kommen, muss man schon sehr lange in der Geschichte zurück blicken, bis man einen Holländer findet. Jetzt haben wir wieder einen: Der 30-Jährige Rob van de Laar folgt Zoltán Mácsai als Solohornist nach.

Das Jahr 2017 scheint für Sie ein Glücksjahr gewesen zu sein. Sie wurden Solohornist des Mozarteumorchester haben ihre Debut-CD herausgebracht und sind Träger des renommierten niederländischen Musikpreises geworden.

Das ist schon erfreulich, aber es hat mir in den Niederlanden auch Kritik eingetragen, weil ich bei meiner Dankesrede darauf hingewiesen habe, dass die Situation bei den holländischen Orchestern durch massive Kürzungen der Mittel sehr schlimm geworden ist. Das Leben für einen Musiker verschlechtert sich dramatisch, wenn ihm das Gehalt um 45 % gekürzt wird.

Sieht man sich Ihre Biografie an, fällt auf, dass Sie nach Abschluss Ihres Studiums in Wien weiterstudiert haben. Wie kam es dazu?

Mit dem Koninklijk Concertgebouworkest war ich auf einer Tournee u.a. in Japan. Der dortige Hornverein lud unsere Horngruppe zu einem Essen ein. Bei dieser Gelegenheit trafen wir auch auf die Horngruppen der Wiener und der Berliner Philharmoniker. Dabei kam ich mit Wolfgang Vladar von den Wienern ins Gespräch. Wir haben uns von Anfang an ganz ausgezeichnet verstanden und bald redeten wir nicht nur über das Hornspiel, sondern auch über Skifahren und Wein aus dem Burgenland. Er lud mich ein, nach Wien zu kommen, um bei ihm das Wiener-Horn zu studieren, was ich 2014 dann auch tat. Davor war ich von 2008 bis 2013 Mitglied des Residenzorchesters Den Haag, das auch schon öfters in Salzburg zu hören war.

Sie haben also mit 19 Jahren bereits Erfahrungen im Orchester gesammelt. Wie hat es bei Ihnen mit der Musik begonnen?

Ich stamme aus einer musikalischen Familie aus einem Dorf in der Nähe von Eindhoven. Mein Vater ist Organist und liebt Bruckner, Strauss und Mahler. Meine Mutter ist Sängerin und unterrichtet an der Kinderchor-Akademie in Den Haag. Mein älterer Bruder ist Trompeter. Angefangen hat es bei mir in der Blasmusik im Dorf, wo mein Großvater schon mit-gespielt hat. Bei einem Tag der offenen Tür entdeckte ich die Ziehhar-monika, aber nur deshalb, weil mir der Lehrer sehr gut gefallen hat. Später dann – so mit 11 oder 12 Jahren – hat mich das Horn gefunden. Ich muss es so sagen. Mit 15 hörte ich meinen Bruder im ehrwürdigen Koninklijk Concertgebouw in Amsterdam als Solist des Bundesjugendorchesters bei Bilder einer Ausstellung. Sein Solo hat mich sehr beeindruckt und meinen Ehrgeiz geweckt. Dieses Bundesjugendorchester ist deshalb so wichtig, weil man erkennen kann, ob man für den Orchesterdienst geeignet ist. Am Fontys Konservatorim in Tilburg begann ich mit dem Studium und abgeschlossen habe ich 2009 mit dem Bachelor an der Königlichen Musikhochschule in Den Haag. Mein wichtigster Lehrer war Herman Jeurissen, dessen Kollege ich später wurde.

Kennen Sie Lampenfieber?

Ja, denn beim Horn kann immer etwas passieren, gleichgültig in welchem Orchester jemand spielt. Bei meinem Probespiel für das Residenzorchester war ich im Finale sehr nervös und habe meiner Meinung nach nicht gut gespielt. Doch Neeme Järvi, der Chef, der mich als Substitut schon kannte, hat für mich entschieden. Bei Nikolaus Harnoncourt habe ich viel über Risiko gelernt. Das war zu der Zeit, als er mit dem Concertgebouw-Orchester Beethovens Missa Solemnis aufführte, was auf YouTube zu sehen ist. Ich hatte einen Kollegen, dessen Gattin Psychologin ist. Von ihr lernte ich, mit Stress umzugehen, mich zu konzentrieren und zu meditieren. Es ist wichtig zu wissen, was man tun soll, wenn es einem nicht gut geht. Ich erinnere mich, dass wir auf einer Tournee 16 Mal Ein Heldenleben von Richard Strauss zu spielen hatten. Oder denken Sie an die Strauss’sche Alpensymphonie. In beiden Werken sind die Hörner besonders gefordert. Da musst du auch körperlich in guter Form sein.

Was tun Sie in dieser Richtung?

Sehr viel. Ich bin ein ziemlich verrückter Rennradfahrer. Zwei- bis dreimal in der Woche fahre ich auf den Gaisberg oder auf das Roßfeld oder auf die Postalm. Ganz wichtig ist mir aber die mentale Vorbereitung. Man muss die Überzeugung entwickeln für das Ziel, das man erreichen möchte. Das Spiel sollte frei sein, so dass ich es selbst genießen kann. Schließlich präsentiert man seine Seele und zeigt, dass man auch zerbrechlich sein kann. Auf den CDs steht Live-Performance drauf und es ist immer alles perfekt.

Aber ist es eine Live-Aufnahme, wenn das Konzert drei- oder viermal aufgenommen wird und dann die Fehler ausgebessert werden? Unter welchen großen Dirigenten haben Sie im Concergebouw-Orchester gespielt?

Da wäre Bernard Haitink zu nennen. Jetzt in seinem hohen Alter dirigiert er eigentlich mit den Augen, die Energie und Kraft vermitteln. „Sie wissen, was ich meine…“ ist oft von ihm zu hören. Auch Mariss Jansons, der konstant sein hohes Niveau hält.

Kommen wir noch auf Ihre Website zu sprechen. Sie wirkt unglaublich elegant.

Das freut mich, denn ich habe sie selber gemacht. Das Besondere daran ist die Koppelung mit einem Film über Brahms, der mir eine Herzensangelegenheit ist. Wir waren mit großer Freude und Begeisterung bei diesem Projekt.

Ihre CD trägt den Titel Heartfelt und enthält Werke von Brahms, Schumann, Schubert und dem ziemlich vergessenen Karl Pilss, einem Franz Schmidt-Schüler.

Es sind alles Werke, die mir sehr am Herzen liegen und ich hoffe, es ist uns gelungen, diese Freude bei den Zuhörern hervorzurufen.

Bleiben Sie weiterhin so im Glück!

Stand:

2017