Mozarteumorchester Salzburg > News > Das „Herbsterwachen“ des Vereins
Es gibt nicht nur ein Frühlings-, sondern seit der relativen Normalisierung der hoffentlich endlich und endgültig abklingenden Pandemie auch ein „Herbsterwachen“. Es ist uns gelungen, ganz planmäßig dreimal „Heimspiel Kammermusik“, nun gemeinsam mit dem Orchester, und dreimal „Treffpunkt Musik“ zu veranstalten. Wenn Sie dabei waren und das Gebotene erfreulich fanden, bitte weitersagen. Denn auch das Publikum muss zum Teil erst wieder erwachen. Sie dürfen Maske tragen, müssen es aber nicht mehr – dies möge so bleiben. Es gab und gibt wieder die schmackhaften katalanischen Leckerbissen und edlen und erfrischenden Getränke am Buffet. Über irgendwelche an den Abenden im Orchesterhaus erlittene Ansteckungen mit schweren Folgen ist uns nichts bekannt geworden. Herbstliche Erkältungen wird die Menschheit freilich wohl nie besiegen können.
Der Reigen der Vereinsabende begann am 14. Oktober im Wehrle Saal mit einem Gespräch mit Jörg Widmann, das wie auch die folgenden Treffpunkte der Schreiber dieser Zeilen führen durfte. Mit dem größten Vergnügen und Gewinn, denn der fulminante Komponist, Dirigent und Klarinettist mit starker Beziehung zum Mozarteumorchester erzählte mit Geist, Liebe und Witz aus seinem reichen Musikerleben und Musik-Erleben, garniert mit erhellenden Tonbeispielen. Am 19. Oktober ging es im Ferstl Saal weiter mit dem „Heimspiel Kammermusik 1“. Auch das traditionelle Jazzkonzert war in den Herbst gewandert und wurde zu einer swingenden, bezwingenden, mitunter auch nachdenklichen Feier des Abschieds von Allround-Geiger Johannes Krall. Er geht mit Jahresende als Orchestermitglied in die wohlverdiente Pension, bleibt aber natürlich vor allem als Komponist von eigener Art sowie Jazzer und Chansonnier aktiv. Es war ein denkwürdiger Abend, an dem beide famosen Jazzbands des Orchesters mitwirkten.
Im zweiten „Treffpunkt Musik“ am 5. November war dann der charismatische Maestro Leo Hussain zu Gast, unvergessener Musikdirektor des Landestheaters mit großer internationaler Karriere und immer wieder sehr gern gesehen am Pult unseres Orchesters. Polyglott, wie der gebürtige Brite und in Salzburg wohnhaft gewordene Dirigent ist, parlierte er mit Herz, Verstand und Humor in perfektem Deutsch. Dazu gab es rare Tonbeispiele, für deren Einsatz nun unser Geschäftsführer Albert Mayr umsichtig sorgt. Dies tat er auch beim dritten „Treffpunkt“ am 22. November, wie es so oft unser rüstiger Altpräsident Peter Branner getan hat, wenn er nicht selber am Podium gesessen und große Künstlerinnen und Künstler interviewt oder seine Lieblinge porträtiert hat. Nun war Peter Branner der Interviewte und blickte heiter und freudvoll und zur Freude des Publikums im ausnahmsweise überfüllten Wehrle Saal auf sein Leben mit Musik und im Verein zurück, dabei nicht mit tönenden Exempeln sparend. Schon wieder ein Abschiedsabend? Die Archive des leidenschaftlichen Sammlers sind in jeder Beziehung so voll, dass wir auf einen Abschied in Etappen hoffen wollen.
Im Ferstl Saal gab es am 18. November das zweite „Heimspiel Kammermusik“. Unser Orchesterdirektor Siegwald Bütow, dem die Musik des Hans Werner Henze spürbar am Herzen liegt, moderierte kundig ein Konzert mit einem Wahl-Salzburger aus China, Stargeiger Ziyu He, geleitet von dessen charmanter Landsfrau Lin Liao. Das Orchester spielte in Kammerformation groß auf und die gewählten Werke bewiesen eindringlich, wie schön, gefühlvoll und packend Musik des 20. Jahrhunderts sein kann. Ein besonderer Abend war das, zum 10. Todestag des großen Komponisten. Der musikalische Vereinsherbst endete am 11. Dezember an einem eisigen Winterabend, bescherte jedoch mit dem dritten „Heimspiel Kammermusik“ einen Reigen toller Stücke, der kräftig Seele und Leib erwärmte. Das dreimal verschobene Konzert rund um das vom Verein gesponserte Marimbaphon konnte endlich stattfinden, ergänzt durch die ebenfalls bejubelte Kunst unseres Solotrompeters Wolfgang Navratil und des Gitarren-Stammgasts Cecilio Perera. Es war eine klingende Reise um die Welt, welche die sechs Musiker in den Raum zauberten. Was unsere Schlagzeugmeister Michael Mitterlehner-Romm, Christian Löffler und Andreas Steiner sowie der gleichfalls grandiose Gast Rupert Struber der ganzen Vielfalt ihrer perkussiven Instrumente an zündender Rhythmik, doch auch sensibler Melodik entlockten, sorgte für Beifallsstürme. Präsentiert wurden auch fünf Wiener Kurbelpauken – der Dank für diese der geliebten „Wiener Klassik“ so dienlichen Instrumente geht an die Direktion. Und so blicken wir nun aus dem Winter voller Hoffnung in den kommenden Frühling.